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2017

"Die kluge Närrin"

Der junge Held Liseo ist auf dem Weg nach Madrid. Dort erwarten ihn seine bildschöne Braut Finea und deren ebenso attraktive und vielseitig umworbene Schwestern Nisa und Sinefa; alles unter der strengen Obhut ihres Bruders Octavio. Und obendrein winkt eine sagenhafte Mitgift. Was soll da noch schiefgehen? Doch – warum in aller Welt ist nur Finea mit solch einer Mitgift ausgestattet und ihre Schwestern nicht? Ob da was faul dran ist?

Bald nach der Ankunft fällt Liseo der Groschen: Finea legt auffällige Verhaltensweisen an den Tag, ist begriffsstutzig und scheint überhaupt geistig etwas minderbemittelt zu sein. So wurde ihre Mitgift vergoldet, damit sie trotz ihrer anstössigen Auftritte unter die Haube gebracht werden kann. Doch trotz der lukrativen Perspektive scheint das Unternehmen bei einem Haar zu scheitern, nachdem es Laurencio, einem anderen Günstling der Bräute aus Versehen gelingt, die Liebe und Begierde in Finea zu wecken, worauf ihre geistigen Fähigkeiten wachgeküsst werden.

Allein so trivial, wie diese Ereignisse auf den ersten Blick erscheinen, sind sie aber beileibe nicht; dass die Allmacht der Liebe alle Probleme wie von Zauberhand wegwischen soll, greift zu kurz.

 

Die nähere Beleuchtung der historischen Hintergründe bringt aufschlussreiche Hinweise ans Licht: Im Jahre 1562 geboren wuchs der Autor im streng katholisch geprägten Spanien der Gegenreformation auf. Jesuiten, bei denen de Vega seinen ersten Unterricht genoss, predigten ein strikt moralisches Leben. Dessen ungeachtet führte de Vega durchwegs ein ausgelassen amouröses und sinnenfrohes Leben: Neben seinen drei Ehen pflegte er noch unzählige weitere Frauenbeziehungen. Und das tat er wahrscheinlich frei von moralischen Gewissensbissen; denn die Auffassung der sogenannten „Franziskanischen Mystik“, die zu dieser Zeit durch den Orden der katholischen Franziskanermönche verbreitet wurde, rechtfertigte sein Tun und muss ihm da sehr willkommen gewesen sein, um den Genuss des Lebens mit dem christlichen Glauben zu verbinden. Die franziskanische Mystik stellte die Forderung nach der bedingungslosen Liebe für alles Irdische und war eine Reaktion gegen die jesuitische gegenreformatorische Gesellschaftsmoral. Mit dem Mittel des Theaterstückes konnte de Vega nun dieser Ideologie, der er persönlich so viel verdankte, nicht nur ein Kränzchen winden, sondern durch das Medium Theater auch geschickt in einer grösseren Öffentlichkeit für sie werben, ohne die heiklen Hintergründe explizit anzusprechen. Ein Jahr nach Veröffentlichung und Uraufführung der klugen Närrin erhielt de Vega die Priesterweihen des Franziskanerordens.

Freilich stellte die praktische Auslegung dieser religiösen Geisteshaltung im orthodoxen Spanien des 16. Jh. ein Spaltpilz für die gängigen christlichen Moralvorstellungen dar und beinhaltete gehörige Sprengkraft in Bezug auf das traditionelle Gottesbild: Was, wenn wir vor dem jüngsten Gericht nicht auf ein sittsames Leben hin geprüft würden, sondern danach befragt werden, inwieweit wir den göttlichen Gaben des Genusses und der Liebe auch wirklich gefrönt haben? Da fänden sich ja heute mehr Menschen in der Hölle wieder, als zu Zeiten Lope de Vegas. Und ganz gewiss hätte heute ein promiskuitiver Theaterautor keine Chance auf die Priesterweihen. Es scheint fast so, als seien die gesellschaftlichen Gesetze unserer Gegenwartsgesellschaft lustfeindlicher und intoleranter als in Zeiten de Vegas.

Die Triebe interessieren sich – in Gottes Namen ! – nicht für moralische Dogmen. Die franziskanische Mystik bot den Menschen ein raffiniertes Rezept, wie mit dieser Erkenntnis zu verfahren sei. Eine Extraportion davon würde unserem heutigen Zusammenleben jedenfalls gut bekommen, wir könnten etwas entspannter leben, statt uns weiterhin in Verklemmtheit zu üben, bis wir gänzlich erstarrt sind.

Text: Alfred Bosshardt, Quellenrecherche: Barbara Martell

Flyer / Besetzung

Programm

Auf der Bühne

Octavio
Miseno
Finea
Sinefa
Nisa
Liseo
Laurencio
Duardo
Feniso
Turin
Paris

Pedro
Jose
Clara
Celia

Isabel

Ein Lehrer

Eine Maestra

Musikanten / Gäste / Tänzer und Tänzerinnen

 

Choreografie
Gesangscoaching
Bühnenbild
Lichttechnik
Lichtkonzept
Coaching Technik
Bauten
 

Ausstattung
 

Mitarbeit Bühne, Kostüm und Maske
 

 

 

Mitarbeit Technik und Bar

 

 

 

Öffentlichkeitsarbeit, Webdesign
Programmheft/Flyer/Plakat

Druck
Fotographie
Videotechnik
Barbetrieb
Coaching Proben

Gesamtleitung

Hinter der Bühne

Christoph Kiss
Max Keller
Anna Fischer
Dominique Rechsteiner
Anju Sauter
Lukas Huber
Jérôme Schüpbach
Simon Schindler
Lazar Honegger
Gregor Müller
Yannick Hefti
Koray Orhan
Linus Follini
Zelia Bjordal
Jo-Ana Saxer
Tessa Florio
Yann Schmitz
Stefanie Fischer

Maud Steinbach, Jo-Ana Saxer, Chiara Wanner, Michelle Dindo, Tessa Florio, Linus Follini, Gregor Müller, Zelia Bjordal, Stefanie Fischer

Giovanna Dominguez

Letizia Fiorenza

Claudia Tolusso

Christoph Misteli

Markus Brunn

Simon Zulliger

Peter Gasser

 

Alexandra Frick, Eva Rutishauser

 

Stephanie Fischer, Noelina Falkiner, Julia San Martin, Tessa Florio, Gioia Baltensperger, Lena Kluser

 

Eric Reutener, Philipp Meier, Lukas Huber, David Baltensperger, Alexander Raskin, Zoe Morgenroth, Louis Hollinger

 

Sabine Engel-Wortmann

Vanessa Wolf

 

Gallery Print, Berlin

Heidi Arens

Ruedi Nyffeler

Eva Rutishauser

Maud Steinbach, Michelle Dindo

Alfred Bosshardt

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